Nur gucken, nicht anfassen
Veröffentlicht von Text = Hannes Wellmann · Sonntag 03 Mär 2024 · 2:15
TV Hören und Sehen / Nr. 10 / 09.03. - 15.03.24 / Ein Foto und seine Geschichte
Text = Hannes Wellmann / Foto = Ernst Weiss
Nur gucken, nicht anfassen
Was tun, wenn man in einer Welt aufwächst, in der man umgeben ist von
den gefährlichsten Raubtieren des Planeten ?
Man wehrt sich - und zwar richtig ....
Wird schon gutgehen
Stachelschweine lassen sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen,
gelten als extrem umgängliche Zeitgenossen und schlendern meist im Gegensatz
zu diesem drolligen Exemplar auf allen Vieren durch die Gegend.
Wittern sie jedoch Gefahr, können sich die watschelnden Sohlengänger auch aufrichten
- und auf ihren Hinterbeinen gehend die Umgebung checken.
Hektisch werden sie selbst dann nicht.
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Wildnis:
Wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, der bezahlt dies mit seinem Leben.
Das gilt ebenso für einen ausgewachsenen Wasserbüffel wie für eine haushohe Giraffe
oder eine pfeilschnelle Gazelle.
Nur halt nicht für Stachelschweine.
Ganz gleich, ob Leoparden in Botswana, Bären in Alaska oder Schlangen in Asien - weltweit
machen selbst die am meisten gefürchteten Raubtiere schmerzhafte Erfahrungen mit dem
wehrhaften Wesen im Wackelgang.
Aber wie genau funktioniert die hocheffektive Verteidigungsstrategie der Stachelschweine ?
Kaum ein anderer Nager ist von Natur aus so entspannt wie das Stachelschwein.
Statt hektisch von A nach B zu flitzen und nach Nahrung zu buddeln, watschelt der Sohlengänger
seelenruhig durch die Savanne - und frissst das, was ihm so vor die Schnauze kommt
(Früchte, Wurzeln, Knollen, Käfer).
Selbst ein ausgewachsener Leopard, der plötzlich vor ihm steht, bringt das Tier recht selten
aus seiner Routine. Nur wenn es wirkich brenzlig wird schaltet das Stachelschwein
in den Verteidigungsmodus.
Dieser läuft in 3 Warnstufen ab:
Stufe 1 = Durch Muskelkontrationen stellt es seine bis zu 50 cm langen Stacheln auf
und vergrößert sein Volumen so um das Doppelte.
Stufe 2 = Mit den Füßen wird abwechselnd auf den Boden gestampft, dazu wird wütend gegrunzt.
Stufe 3 = Die Stacheln am HInterleib werrden geschüttelt, was wiederum ein lautes Rasseln ähnlich
wie bei der Klapperschlange erzeugt.
Wer dennoch all diese Warnsignale ignoriert, für den wird es maximal unangenehm.
Ruckartig kann sich der bis zu einen Meter lange Spießgeselle vorwärts, rückwärts oder seitwärts bewegen
- und dabei seine Stacheln mit Widerhaken in den Körper des Angreifers wuchten.
Diese sitzen derart locker in der Stacheltierhaut, dass sie gezielt abgeschüttelt werden können.
Doch bei bis zu 25 000 Stacheln ist ein Verlust von ein paar Dutzend dieser Abwehrwaffen
durchaus verkraftbar.