Neuer Start ins Leben
Veröffentlicht von Text = Astrid Kessler · Sonntag 10 Sep 2023
TV Hören und Sehen Nr. 37 / 16.09. - 22.09.23 / Fotos und ihre Geschichte
Text
Astrid Kessler / Fotos Suzi Eszterhas / Minden Pictures
Neuer Start ins
Leben
Waschbärkinder
lernen alles, was sie fürs Leben in der Natur wissen müssen, von
ihrer Mutter.
Wenn
die fehlt, gibt es Menschen, die diesen Waisen zurück ins Leben
helfen.
Schrittchen
für Schrittchen . . . . .
Müde
blinzeln vier schwarze Äuglein in die Welt hinaus.
Als
suchten sie nach etwas, das ihnen Halt gibt.
Orientierung
in einem Leben, das sie nicht verstehen.
Die
beiden 2 - Wochen alten Winzlinge sind kaum größer als eine
menschliche Hand.
In
einer idealen Welt würden sie sich im Bau mit Geschwistern und ihrer
Mutter zusammenkuscheln.
Nähe,
Zuneigung und regelmäßige Mahlzeiten würden ihre Kinderstube
prägen.
Wie
sie in der Natur zurechtkommen, würde ihre Mutter ihnen zuverlässig
zeigen.
Doch
diese ideale Welt existiert für die Kleinen nicht mehr.
Menschen
haben die Waschbärfamilie aus ihrem Bau vertrieben, weil sie an
diesem Ort ein Haus errichten wollten.
Halb
verhungert und dehydriert werden die beiden gerade noch rechtzeitig
in fachkundige Hände gelegt . . .
In
der Waschbärenschule der Wildnis
Bei
"WildCare" im kalifornischen San Rafael kümmern sich
Pfleger und Tierärzte aufoferungsvoll
um
die beiden Geschwister - und dann auch wieder nicht.
Denn
auch das Nicht - Kümmern ist Teil der Mission namens "So werde
ich ein wilder Waschbär".
Schließlich
sollen keine Haustiere herangezogen werden, sondern Wildtiere !
Hilflose
Waschbär - Babys werden natürlich erst einmal aufgepäppelt und
untersucht:
Ist
das Tierchen krank, hat es Läuse?
Der
kleine Waschbär muss lernen aus dem Fläschchen zu trinken, denn
alle 4 Std. muss
er
gefüttert werden.
Und
die Sache mit dem Bäuerchen darf dabei natürlich auch nicht
fehlen.
Mit
8 Wochen erkunden unsere beiden Findelkinder zum ersten Mal den
Garten,
versuchen
sich im Bäumeklettern und entdecken Leckereien, die ihre
Pflegemutter vorher versteckt hat.
Waschbären
müssen etwas tun fürs Futter, sonst langweilen sie sich schnell.
Wenn
sie 12 Wochen alt sind, kommen auch unsere beiden Geschwister in ein
größeres Gehege -
und
von nun an wird kein Mensch mehr zu sehen sein.
Die
Schule der Wildnis hat begonnen:
Menschenhände,
die Fläschchen halten, ihnen das Schnäuzchen wischen -
all
diese Erinnerungen an ihre früheste Kindheit verschwimmen langsam.
Und
dann kommt der Tag, an dem zwei stolze Sechspfünder mit Maske in den
Wald gebracht werden.
Dorthin,
wo weder Menschen noch Straßen stören, wo ein Bach in der Nähe
fließt.
Dort,
wo acht kleine Pfötchen durchs Laub huschen, stehen bleiben, und
vier hellwache Äuglein
einen
Baum hinaufschauen; "Mal sehen, wer zuerst oben ist !"
Ein
neuer Anlauf ins wilde Waschbärleben beginnt.