Ein Hund für die Seele
Freitag 31 Jan 2025 · 2:45
Zeitschrift " BELLA " / Nr. 6 / 29.01.2025 / Seiten 52, 53 / REPORT
Kein Autor angegeben / Fotos = Tobias Gerber
Ein Hund für die Seele
Die 4 - beinigen Schüler von Kathrin Riedy können weit mehr als "Sitz" und "Platz".
Dieser Absatz ist eigentlich am Schluss der Reportage.
Wegen der Wichtigkeit der Assistenzhunde und deren Finanzierung stelle ich
ihn jedoch an den Anfang :
Krankenkasse zahlen bisher nicht
Zwischen 15.000 und 30.000 € kostet die Ausbildung von posttramatischer
Belastungsstörung ( PTBS ) - Assitenzhunden.
Kosten, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden.
"Dabei sind die positiven Effekte längst wissenschaftlich belegt",
sagt Kathrin.
"Aktuell wird nur der Blindenführhund finanziert.
Ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert."
Sabine konnte die hohen Kosten dank der Unterstützung des Vereins
Wildwasser und eines erfolgreichen Antrags beim Fonds Sexueller Mißbrauch
(FS) bewältigen.
Ein Großteil der Ausgaben wurde übernommen.
"Durch die Ausbildung sind Fay und ich noch enger zusammengewachsen",
sagt Sabine.
"Sie gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, weil ich mich in jeder Sekunde auf
sei verlassen kann.
Und natürlich schenkt sie mir unendlich viel Liebe."
Mehr Infos zu Einsatzgebieten und Ausbildung des Vierbeiners unter:
www.die-assistenzhunde-helden.de
Sie ist 6 Jahre alt, liebt ausgiebige Kuscheleinheiten und kann Unmengen
an Futter verdrücken.
Auf den ersten Blick wirkt Fay wie eine ganz normale Mischlingshündin.
Doch für Frauchen Sabine Drotleff ist sie weit mehr als das.
Der Vierbeiner schenkt der 28-Jährigen etwas, das ihr lange fehlte:
das Gefühl von Sicherheit.
In ihrer Kindheit musste Sabine sexuelle Gewalt erleben und kämpft
heute mit einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).
Wenn die schmerzhaften Bilder aus der Vergangenheit plötzlich auftauchen,
geht ihr Körper in den Krisenmodus.
"Ich bin dann wie eingeforen, abgeschnitten von der Welt", sagt sie.
Die Vierbeiner sind vielseitig einsetzbar
In diesen Momenten ist Fay zur Stelle, stupst sie an, leckt ihr über die Hand
und holt Sabine behutsam ins Hier und Jetzt zurück.
Und die Hündin sorgt dafür, dass Sabine sicher bleibt.
Fay hält andere Menschen auf Abstand, führt sie aus überfüllten Geschäften
und findet Rückzugsorte.
Das feine Gespür für Sabines Stimmungen hat Fay über Monate trainiert.
Begleitet wurden die beiden von Kathrin Riedy, die in Bräunlingen (Baden-Württemberg)
Assistenzhunde ausbildet.
Die 41-Jährige bringt nicht nur ein enormes Fachwissen mit, sondern
auch großes Einfühlungsvermögen.
"Ich bekomme viel von meinen Kunden mit, auch ihre schwersten Momente.
Das ist wichtig, um die Hunde auf deren Bedürfnisse vorzubereiten", erklärt Kathrin.
Für die Ausbildung zum Assistenzhund eignen sich besonders Tiere, die
menschenbezogen, ausgeglichen und offen für Neues sind.
Bereits im Welpenalter prüft Kathring, ob ein Hund diese Eigenschaften mitbringt.
Der Charakter des 4-Beiners entscheidet später, in welchen Bereich er eingesetzt wird.
Manche warnen Diabetiker vor Unterzuckerung oder erkennen drohende
epileptische Anfälle.
Andere bringen Medikamente oder unterstützen demente Menschen z.B. dabei,
ihren verlorenen Schlüssel wiederzufinden.
Fay hat ein feines Gespür für Stimmungen
Viele dieser vierbeinigen Helfer hat Kathrin in den letzten Jahren erfolgreich
an ihre künftigen Halter vermittelt.
Doch manchmal, wie bei Fay und Sabine, kommen Mensch und Tier bereits als
Team zu ihr und durchlaufen die Ausbildung gemeinsam.
Dass ein 6-jähriger Tierschutzhund wie Fay die Eignungsprüfung besteht,
sei jedoch eine seltene Ausnahme, so Kathrin:
"Fay ist sehr sensibel, bleibt auch in stressigen Situationen ruhig und ist
vollkommen auf Sabine fokussiert.
Schon nach kurzer Zeit konnte sie feinste Veränderungen in Sabines
Körpersprache erkennen."

