" Meine wunderbare Zeit mit Lotta "
Sonntag 15 Sep 2024 · 2:00
Zeitschrift "LISA" / Nr. 38 / 11.09.24 / Seite 71
Kein Autor angegeben / Fotos = LUDWIG / Wolfgang Schreil (4)
Ein Jahr lang hat das Jungtier den Wildtier - Experten auf Schritt und Tritt begleitet
und sich dabei doch seine natürliche Scheu vor Menschen bewahrt.
Wolfgang rettet ein verwaistes Steinmarder - Baby
" Meine wunderbare Zeit mit Lotta "
Der kleine Steinmarder blickt Wolfgang Schreil (49) im Sommer 2022 jedes Mal traurig nach,
sobald dieser von seinem Bauwagen im Arberwald bei Bodenmais nach Hause fährt.
- wie ein Hund, der seinem Herrchen nachtrauert.
" Manchmal bin ich unauffällig einige Schritte zurückgegangen, beobachtete Lotta heimlich ",
erinnert sich der Tierexperte, der schon viele verwaiste und verletzte Waldbewohner versorgt
und wieder ausgewildert hat.
" Lotta hatte mich längst aus den Augen verloren, saß aber noch da, starrte in meine Richtung.
Minutenlang. "
Das Steinmardermädchen kommt als etwa eine Wochen altes Findelkind im Frühjahr 2022 zu
Wolfgang und erstaunt ihn von Anfang an durch freundliche, marderuntypische Begrüßungen.
Lotta wächst mit anderen Marderjungen auf seinem Waldgrundstück in einer Voliere auf.
Er versorgt und füttert die Kleinen, lässt ihnen mehr und mehr Freiraum., damit sie sich
auf ein Leben in Freiheit gewöhnen.
Während die anderen Marderkinder immer öfter ihrer eigenen Wege gehen, bleibt Lotta
in Wolfgangs Nähe.
Sie begleitet ihn durch den Wald, erkundet neugierig den Bauwagen, sucht sich dort einen
Schlafplatz.
Zeit des Abschieds
Doch sie bleibt ein Tier, das sich seine natürliche Scheu vor Menschen bewahrt hat
und sich selbst versorgt.
Kommt etwa Wolfgangs Frau Sabine mit zum Bauwagen, versteckt sich die junge Marderdame.
Dafür weiß sie instinktiv, wie sie Mäuse fängt.
Sie führt es Wolfgang immer wieder vor und präsentiert ihm stolz ihre Beute.
Davon, und auch wie Lotta Beeren sammelt oder mit den anderen Mardern spielt,
entstehen zauberhafte Fotos und Filme.
Im Winter kommt sie noch zu ihm, kuschelt sich im Wald in seine Armbeuge.
Den Bauwagen betritt sie nicht.
Wolfgang weiß : Sie braucht den Schutz ihrer Wohnhöhle nicht mehr.
Sie wird nun erwachsen.
Wolfgang ist dankbar für diese außergewöhnliche und innige Beziehung zu einem Wildtier.
" Aus nächster Nähe habe die Entwicklung eines Marders vom Baby bis zum erwachsenen,
überlebenstüchtigen Tier miterlebt, das ist vielmehr, als ich es je für möglich gehalten habe. "