" Bitte gebt den Hunden Mitspracherecht "
Veröffentlicht von Text = Nele Wenzlaw · Sonntag 29 Sep 2024
Zeitschrift "TINA" / Nr. 40 / 25.09.24 / Seiten 28 und 29
Text = Nele Wenzlaw / Fotos = privat (4), Gunnar Geller
" Bitte gebt den Hunden Mitspracherecht "
Die Tiere müssen beschäftigt und individuell gefördert werden
Auch Hunde brauchen einen Sinn im Leben, betont Christiane Rohn
Christiane Rohn (55) hat ein Herz für verhaltensauffällige Vierbeiner.
Mit Schulungen sorgt sie für Harmonie zwischen Tier und Mensch
Schon früh wusste Christiane Rohn, was sie wirklich will -
ein Leben umgeben von Tieren.
Vor allem Hunde, die es nicht leicht haben, verhaltensauffällig sind
oder die keine Chance auf eine Vermittlung haben, liegen der
55 - Jährigen besonders am Herzen.
Zum Leidwesen ihrer Eltern half sie bereits als Jugendliche im örtlichen Tierheim aus.
"Ich habe Hunde, die aufgrund ihres Verhaltens eingeschläfert werden sollten, mit
nach Hause gebracht."
Mit viel Know - how,, Zeit und Geduld gelang es ihr schon damals , die Tiere zu beruhigen.
Damit legte sie unbewusst den Grundstein für etwas ganz Großes.
Denn 2002 gründete sie in Amtzell im Allgäu einen der ersten Gnadenhöfe
Deutschlands, der Argenhof.
Für 40 Hunde ist dort Platz.
Und der Hof blieb nicht ihr letztes Herzensprojekt.
Zusammen mit ihrem Mann Klaus Schuhmacher (57), der über 20 Jahre lang eine
Diensthundestaffel bei der Polizei leitete, eröffnete sie 2005 in Wangen im Allgäu
Dogsense, ein Schulungszentrum für Mensch und Hund.
Hier können beide lernen, einander besser zu verstehen und liebevoll miteinander
umzugehen.
" Genau das hier ist mein Lebenssinn", sagt Christiane.
Gerade die kniffligen Fälle reizen Christiane besonders
Dogsense brummt, die Warteliste für die Hundeschule ist ziemlich lang,
und die geplanten Seminare sind bereits Wochen im Voraus ausgebucht.
Denn Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden nehmen stetig zu.
Ihr Erfolgs - Konzept unterscheidet sich maßgeblich von dem anderer Hundeschulen.
Der Fokus ihrer Arbeit ist stets das gleichwertige Miteinander - hier wird also nicht
nur klassisch der Hund geschult, sondern genauso geht es um Frauchen und Herrchen.
" Ich denke immer auf Augenhöhe und nicht, dass Tiere uns unterwürfig sind. "
Im Parcours - Training, in der kreativen Gerätearbeit und in intensiven Gruppenstd.
wird an der Kommunikation miteinander gearbeitet.
" Die meisten Trainigseinheiten erfolgen bei uns spielerisch.
So erzielen wir die größten Erfolge. "
Hund und Mensch sollen Dogsense als Team wieder verlassen.
Ab und zu sollten Frauchen und Herrchen mal loslassen
" Für mich ist es das Allerwichtigste, dass wir unseren Hunden aktiv zuhören.
Und das müssen wir erst einmal erlernen ", sagt Christiane.
" Wir können nicht immer nur erwarten, dass der Hund uns zuhört,
sondern wir sollten auch auf seine Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle achten."
Das bedeutet z.B., auch mal alle fünfe gerade sein zu lassen.
"Selbstverständlich sollten Hunde uns folgen", sagt Christiane,
"aber lasst sie auch einfach mal Hund sein."
Heißt : buddeln, ins Wasser springen, im Dreck wälzen, das pure Hundeglück eben.
Die Hundeversteherin weiß, wovon sie spricht, sie selbst hält 5 Hunde.
"Meine Tiere geben mir so viel zurück und zeigen mir deutlich dass
das der richtige Weg ist, mit ihnen umzugehen."